BUNDjugend Nordrhein-Westfalen  

Erfahrungsbericht Wir-haben-es-satt! Demowochenende 2019

Bericht

Ich bin dieses Jahr das erste Mal mit der BUNDjugend für ein Wochenende nach Berlin gefahren, um gemeinsam bei der Wir-haben-es-satt! für mehr Gerechtigkeit und Umweltschutz in der Agrarindustrie zu demonstrieren.

Weil diese Fahrt meine erste Aktion mit der BUNDjugend NRW überhaupt war, hatte ich noch keine Ahnung, was mich an diesem Demowochenende in Berlin erwarten würde. Niemals hätte ich damit gerechnet, so viele tolle Menschen kennenzulernen und überhaupt in so kurzer Zeit so viel zu erleben.

Los ging es in Köln am Bahnhof Deutz, wo die Ersten nach dem Einladen der Taschen vorm Bus zunächst noch erzählten und sich auf die Fahrt einstimmten, während sie auf die Nachzügler*innen warteten. Das habe ich mir zumindest erzählen lassen, denn wer mich kennt, weiß, dass ich chronisch zu spät bin und somit natürlich einer der besagten Nachzügler*innen war.

Im Bus konnte ich mich mit einigen Aktiven aus ganz NRW austauschen, mit ihnen Karten spielen oder einfach nur quatschen. Insgesamt war es eine angenehme Busfahrt mit sehr interessanten Menschen. Und erst als wir in Berlin angekommen waren, merkten wir, dass so eine lange Busfahrt doch ganz schön schlaucht. Die Unterkunft war eine Schule, in der unter der Woche ganz regulär Unterricht stattfindet. Wir waren ziemlich fertig, aber nachdem wir unsere Schlafsachen in einem der Klassenräume ausgebreitet hatten und etwas gegessen hatten, ging es uns schon wieder besser.

Das war auch gut so, denn jetzt ging es ans gemeinschaftliche Plakatbasteln in der Aula. Mit kreativen Sprüchen wie „Nicht bummeln – Schützt die Hummeln“ oder „Bee nice – Sprüh keinen Sch…“ und schönen Plakatbemalungen wurde hier das Schwerpunktthema der Demo in diesem Jahr verbildlicht: die Forderung nach einer bienen- und insektenfreundlichen, pestizidfreien Landwirtschaft. Neben aufwändig gestalteten, wunderschönen, ironischen, witzigen, aufrüttelnden oder ernsten Plakaten entstanden hier auch tiefgründige Gespräche mit Menschen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Es wirkte fast so, als kenne ich diese Menschen bereits mein ganzes Leben, und so redeten wir noch ein ganzes Weilchen, bevor wir vor Erschöpfung ins Bett fielen. Vorher wurde ich aber noch eingeladen, am nächsten Tag an einer Gesprächsrunde teilzunehmen. Jeder der wollte, konnte im „Open Space“ nämlich einfach so zum Beispiel einen Workshop oder eine Gesprächsrunde organisieren und leiten.

Demotag

Am nächsten Morgen ging es vom Frühstück direkt in die Aula. Dort wurde im Plenum zunächst Organisatorisches besprochen und daraufhin wurden Bienenkostüme für die Auftaktaktion der BUNDjugend vor der Demo verteilt. Und am frühen Vormittag ging es dann endlich los zum Brandenburger Tor, wo die Auftaktkundgebung Wir-haben-es-satt!-Demo stattfand.

Nachdem wir alle nach und nach dort eingetroffen waren, sammelte sich die BUNDjugend, um die Auftaktaktion gemeinsam aufzuführen: Alle, die als Bienen, Schmetterlinge oder Blumen verkleidet waren, tanzten und summten so lange friedlich und fröhlich umher, bis Menschen in weißen Schutzanzügen mit Mundschutz Pestizide in der Luft verteilten. Mit den ganzen schädlichen Chemikalien in der Luft blieb uns Bienen keine Überlebenschance und hustend gingen wir zu Boden. Nach kurzer Zeit wurden wir aber zum Glück wiederbelebt, und tanzten daraufhin einfach fröhlich weiter.

Die Demo selbst verging wie im Flug und hat einen riesen Spaß gemacht. Angeführt von 170 Treckern von Bauern aus ganz Deutschland ging es einmal durch die Berliner Innenstadt. Als Insekten verkleidet waren wir laut, bunt und zwischendurch auch mal ganz schön schnell unterwegs.

Unterwegs kamen wir auch am Reichstagsgebäude vorbei, vor dem leider eine Nazidemonstration stattfand. Nach der Demo beschlossen deshalb einige von uns, dass sie damit so nicht einverstanden waren, und schlossen sich der Gegendemonstration an. Andere gingen nach der Demo zur Heinrich-Böll-Stiftung, um sich dort warme Suppe zu holen und sich mit Aktiven aus ganz Deutschland zu unterhalten. Und wieder andere sind schon kurz nach der Demo wieder zur Unterkunft in die Schule gefahren, um dort beim „Open Space“ mitzumachen.

In meinem Fall war es eine Mischung aus Nazi-Gegendemo und der „Open Space“-Gesprächsrunde zum Thema Polyamorie. Zwei Dinge, die ich überhaupt nicht erwartet hatte, als ich mich zum Demowochenende angemeldet habe. Zwei Dinge, die mir bis dato komplett fremd waren. Aber vor allem zwei Dinge, die ich so schnell erstmal nicht vergessen werde. Bei der BUNDjugend gibt es so viele spontane Menschen mit tollen Ideen, dass eben schnell mal etwas Unerwartetes geschieht.

Am nächsten Morgen gab es dann nach einem kleinen Frühstück eine Auswertung der Demo, bei der wir uns anschauten, was alles in den Nachrichten über die Demo, aber vor allem über uns als BUNDjugend berichtet wurde. Und das war gar nicht mal übel: Die Tagesschau, n-tv und viele andere bekannte Nachrichtenportale berichteten über die Wir-haben-es-satt! Wir als BUNDjugend haben es mit Fotos unserer Insektensterben-Aktion sogar in die „Zeit“ geschafft!

Nach der Auswertung mussten wir leider schon wieder zurück, denn wir hatten wieder eine lange Busfahrt vor uns. Erschöpft von den Erlebnissen des Wochenendes schliefen wir die meiste Zeit der Fahrt. Und als wir dann abends in Köln ankamen, waren wir schon ziemlich fertig. Wir hatten so eine tolle Zeit gehabt, aber jetzt wollten wir erstmal nur noch nach Hause. Wir verabschiedeten uns also wieder voneinander und kamen dann etwa um 11 Uhr abends wieder nach Hause.

Insgesamt ist an diesem einen Wochenende so viel passiert: Dinge, mit denen ich nie vorher gerechnet hätte; ich habe viele tolle Menschen getroffen, mit neuen Bekanntschaften über das Leben philosophiert; vor allem aber habe ich unglaublich viel Spaß gehabt.

Und auch wenn ich unmöglich mit allen in Kontakt bleiben kann, bleiben mir die Menschen, die ich auf der Demofahrt kennengelernt habe, noch für lange Zeit im Gedächtnis. Und wer weiß – vielleicht sieht man ja ein paar Leute im nächsten Jahr wieder?

Bis bald,

euer David

Auch in der Presse waren wir mit schönen eindrucksvollen Bildern und unseren Botschaften gut vertreten. Z.B. in der Zeit: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-01/agrarpolitik-landwirtschaft-demonstration-wir-haben-es-satt-berlin. Einen Pressespiegel von der Demo gibt’s hier: https://www.wir-haben-es-satt.de/presse/pressespiegel

Die BUNDjugend NRW war beliebtes Fotomotiv, z.B. zu sehen auf: https://www.bund-nrw.de/themen/natur-landwirtschaft/landwirtschaft/aktiv-werden/wir-haben-es-satt/ darunter viele von euch aus unserem Bus mit dem Frontbanner wie diese  😉

Schöne Fotos von der BUNDjugend-Bienen-Blumen-Vögelein-Aktion sind auch im Flickr-Album vom BUND-Bundesverband: https://www.flickr.com/photos/bund_bundesverband/albums/72157705937844695