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mehr erfahrenVon der Börde ins Sauerland, durch Regen und Sonnenschein, neben Mais-Monokulturen und Blumenwiesen verlief unsere BFD-Seminar-Radtour „Irrfahrt in der Landwirtschaft“, die vom 6. – 10. Juli 2015 im Raum Soest stattfand.
Startpunkt war am Montag der Biolandbetrieb Laakenhof in Beckum. Nach dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer*innen und einem Überblick über die Geschehnisse der Woche bekamen wir bei der Hofführung einen Einblick in den Betrieb und die bewirtschafteten Flächen. Der Laakenhof wird zur Zeit von sechs Erwachsenen auf 36 ha Pachtfläche bewirtschaftet. Außerdem leben dort drei Kinder und zwei Jugendliche. Neben dem Gemüse- und Obstanbau finanzieren sie sich maßgeblich über die eigene Milch-Wirtschaft, an die auch eine Käserei angegliedert ist, und über Legehennenhaltung. Brisant ist zur Zeit, dass der Hof nach 17 Jahren Pacht die Hofstelle samt Flächen von dem Eigentümer HeidelbergCement AG gekündigt bekommen hat. Deshalb planen sie nun auf eine andere Fläche umzuziehen. Der Montag Abend stand im Zeichen dieses Themas: Wem gehört das Land? Warum schrumpft in NRW die ökologisch bewirtschaftete Fläche, während Bio auf Nachfrageseite weiterhin boomt? Was passiert mit Boden weltweit? Was haben industrielle Landwirtschaft und Kohletagebaue gemein?
Am Dienstag gings mit einer schönen Mittagspause inklusive Führung am Hellweghof in Hündlingsen (Welver-Dateln) zum Demeter-Gärtnerhof Röllingsen, ca. 47km entfernt. Nach einem leckeren, selbstgekochten Abendessen mit regionalem Gemüse direkt vom Hof schauten wir uns einen Film über verschiedene Alternativen der Lebensmittelproduktion an. Unter anderem ging es um Urban Gardening, Tauschringe, Foodsharing und Transition Towns.
Am Mittwoch beschäftigten wir uns mit der EU-Agrarpolitik und deren Auswirkungen auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Darauf folgte eine Hofführung über den Gärtnerhof. In Röllingsen arbeiten derzeit ca. 15 Menschen in einer beeindruckenden strukturellen Ordnung. Der Hof finanziert sich hautpsächlich über Gemüse-Abokisten, die im Raum Soest ausgefahren werden, und die Zulieferung zum „Lebensgarten“, dem Bioladen in Soest. Auf 15 ha wird Gemüse angebaut und von einzelnen Sorten samenfestes Saatgut gezogen. Ein wichtiger Anspruch der Demeter-Bewirtschaftung ist die geschlossene Betriebsbewirtschaftung, die besagt, dass der Dünger für die Feld- und Gartenfrüchte aus dem Betrieb selbst kommt.
Nach dem Mittagessen setzten wir uns mit verschiedenen Ursachen für die weltweite Hungerkrise auseinander, zum Beispiel mit den Themen Klimawandel, Lebensmittelspekulationen, Überfischung, Kolonialismus und Landgrabbing. Mit einem Argumentationstraining, bei dem sich die Teilnehmer*innen mit Hilfe verschiedener Texte zum Thema „Alles Bio – alles gut?“ über verschiedene Standpunkte von Saatgut-Konzernen, Menschenrechtsaktivisten, Medien bzw. Umwelt-Organisationen inhaltlich informieren konnten, verbrachten wir den restlichen Mittwoch Nachmittag. Abends besuchte uns Jutta Sundermann, Aktivistin von Aktion Agrar, die uns ihre Kampagnen vorstellte und Anregungen zum politischen Handeln gab.
Am Donnerstag Morgen war der Regen dann vorbei: bei durchschimmerndem Sonnenschein konnten wir Vormittags weiterfahren in Richtung Süd-Ost. An diesem Tag war unser Ziel der Naturland-Gutshof Warstein, eine Strecke von ca. 40km. Den ersten Zwischenstopp machten wir direkt am Möhnesee, in dem einige Unerschrockene baden gingen. Nach einer Führung über das bilderbuchartige Gelände erfuhren wir, welche Rolle die Arbeitsplatzgestaltung für die etwa 22 rehabilitierten Festangestellten spielt. Am Abend werteten wir die Erlebnisse der Woche aus und lenkten unseren Blick auf mögliche Alternativen und eigene Ideen, die auch nach dieser gemeinsamen Woche angegangen werden können.
Freitag Vormittag sattelten wir unsere Räder und kehrten zurück mit Bus, Bahn und jeder Menge neuer Eindrücke.
Vielen Dank an allen Beteiligten und Gastgeber*innen für diese tolle Woche! Vielleicht sehen wir uns bei der ein oder anderen Veranstaltung wieder!