BUNDjugend Nordrhein-Westfalen  

Bericht: Anti- Rassismus- Training

Am Samstag, 17.02., und Sonntag, 18.02., haben sich 2 Gruppen mit Menschen unterschiedlichen Alters mit Rassismus, als gesellschaftliches Konstrukt, in das wir alle verstrickt sind, auseinandergesetzt.

Schnell wurde für uns deutlich: Rassismus geht uns alle etwas an, aber er betrifft uns nicht alle gleich! Manche aus unserer Gruppe machen tagtäglich eigene Rassismuserfahrungen und müssen sich mit rassistischem Verhalten ihrer Mitmenschen auseinandersetzen und einen Umgang damit finden. Die Weißen [1] haben das Privileg, die Wahl zu treffen, ob sie ihren Blick für die rassistischen Strukturen, die unsere Gesellschaft und unser Miteinander prägen, öffnen oder nicht. Ihre Position innerhalb des Machtverhältnisses Rassismus bleibt meist unbenannt und unausgesprochen.

„Ich komme nicht immer in die Disco rein“, sagt Timothee. „Und was sagen die Türsteher dann, warum das so ist?“ – „Sie sagen, weil ich heute die falschen Sachen angezogen habe oder ihnen meine Schuhe nicht gefallen“, antwortet Timothee und lacht. Er weiß genau, dass dies nur müde Ausreden der Türsteher sind, um nicht zugeben zu müssen, dass Schwarz markierte Menschen [2] in manchen Discotheken nicht gern gesehen werden. Wer das bestimmt? In erster Linie natürlich der Betreiber der Disco. Jedoch spiegelt er in seiner Machtposition wieder, dass in unserer Gesellschaft etwas als „normal“ – als Norm festgelegt wird. Weißsein ist ein Ort struktureller Vorteile und Privilegien. Wer von der Norm der Mehrheitsgesellschaft abweicht, wird anders gemacht, anders wahrgenommen, erfährt Ausgrenzung und Benachteiligung. Man spricht in diesem Zusammenhang von „othering“. Natürlich existiert diese Norm gar nicht. Sie wird dazu benutzt, um zu rechtfertigen, dass Menschen ungleich behandelt und herabgesetzt werden.

Wir alle sind rassistisch sozialisiert worden, so wie Generationen vor uns. Durch die Medien, die wir konsumieren, die Bücher die wir vorgelesen bekamen oder die wir selbst gelesen haben, durch die Lieder, die wir gelernt oder die Spiele, die wir gespielt haben, haben sich Bilder in unseren Köpfen festgesetzt, die Rassismus und seine Strukturen reproduzieren.

Beim „Anti- Rassismus- Training“ haben wir uns persönlich darüber ausgetauscht und diskutiert. Wir haben über die Bilder in unserem Kopf gesprochen und uns rassistische Darstellungen in den Medien und der Werbung angesehen, wir haben gemeinsam über das Verhältnis von Sprache und Macht reflektiert und erkannt, dass es notwendig ist Verantwortung für seine eigene Sprache zu übernehmen und wir haben geübt, gegen rechte Aussagen zu argumentieren. Bei einem leckeren, selbstgekochten syrischen Mittagessen hatten wir zudem die Möglichkeit, uns besser kennen zu lernen und auszutauschen.

Am Ende der Workshops haben wir jeweils gemeinsam einen „Baum der Wünsche“ für eine Welt ohne Rassismus in der Stadt wachsen lassen und so ein Zeichen für Solidarität und gegen Rassismus hinterlassen. Am Ende des Wochenendes war für uns klar: Wir sprechen Rassismus an, weil wir nicht in einer Gesellschaft leben möchten, in der Rassismus zum Alltag von uns oder unseren Mitmenschen gehört!

Weiterführende Literatur:

https://www.proasyl.de/material/pro-menschenrechte-contra-vorurteile/

https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache

Tupoka Ogette. Exit racism. Rassismuskritisch denken lernen. 2. Korrigierte Auflage. 2017.

Noah Sow. Deutschland schwarz weiss. Der alltägliche Rassismus. 6. Auflage. 2009.

[1] Weiße oder weiß markierte Personen sind Personen ohne Rassismuserfahrungen. Mit Weißsein ist die dominante und privilegierte Position innerhalb des Machtverhältnisses Rassismus gemeint, die Position, die von der Mehrheitsgesellschaft als „normal“ festgelegt wird. [https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache, letzter Zugriff 26.02.2018]

[2] Schwarze oder schwarz markierte Personen sind alle Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft zu etwas anderem gemacht werden („othering“). Sie sind durch  Rassismuserfahrungen miteinander verbunden. Schwarz ist die Selbstbezeichnung der von Rassismus betroffenen Menschen. [https://www.amnesty.de/2017/3/1/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache, letzter Zugriff: 26.02.2018]